Der Notfall verlängert sich um ein weiteres Jahr...
- Details
- Geschrieben von: Fred Baumgarten
Liebe Schachfreunde,
der Schachbund NRW hat angekündigt, dass die Mitgliedererfassung und das Ergebnisportal zum 01.08.2023 abgeschaltet wird. Es sei angestrebt, ein Ersatzprodukt einzukaufen. Dementsprechend können wir also auch in der nächsten Saison nicht mit einem funktionierenden Ergebnisportal rechnen. Glücklicherweise hatten wir im Schachbezirk Bonn/Rhein-Sieg bereits im letzten Jahr nach einer brauchbaren Alternative Ausschau gehalten und mit dem kostenfreien und quelloffenen Chess League Manager auch gefunden.
Der Schachbund NRW verweigert sich jedoch aus nicht nachvollziehbaren Gründen jeglicher freier Software und möchte lieber gemeinsam mit dem DSB weiterhin fünf-bis sechsstellige Summen jährlich für kommerzielle Produkte investieren (kleine Nebenrechnung: Bei einem Stundenlohn von ca. 100 Euro ergeben 100.000 Euro immer noch nur einen Programmier- und Testzeitrahmen von tausend Stunden, bei einer Arbeitswoche von 40 Stunden also 25 Arbeitswochen. Klingt das nach viel ? Leider nicht. Das CLM-Programm, welches wir hier verwenden, hat eine geschätzte Entwicklungszeit von etwa 20 Mannjahren hinter sich). Da diese neu zu erstellenden Produkte also auf länger absehbare Zeit nicht nutzungsreif funktionieren werden (mir ist auch nicht bekannt, dass es hier überhaupt eine ordentliche Ausschreibung oder gar ein konkretes Pflichenheft gab - eine entsprechende Befragung der Spielleiter hat es jedenfalls seit dem Eintritt der Probleme mit dem Ergebnisportal nicht gegeben), werden wir also weiterhin den Server des Schachvereins Hennef zum Hosting der Liga-Ergebnisse zur Verfügung stellen. Der Schachbezirk Rhein-Wupper, der Kölner Schachverband, der Schachbezirk Rur-Erft und der Schachverband Mittelrhein werden die Ergebniseingabe und -veröffentlichung ebenfalls auf unserem Portal durchführen.
In der nächsten Saison erhalten alle Mannschaftsführer Zugangsdaten zu unserem Portal, damit sie die Ranglisten- und Ergebnismeldung vollziehen können. Bitte melden Sie sich gerne per email an , falls Sie Zugangsdaten benötigen.
Es ist für die Spielleiter wichtig, eine gemeinsame Plattform zu verwenden, um zum Beispiel eine gemeinsame Rangliste zu verwalten. Der Schachbund NRW läßt zwar selbst seine NRW-Ligen durch die Bundesliga-Verwaltung hosten, seinen untergeordneten Verbänden hat er aber auferlegt, die komplette Liga-Verwaltung von Hand zu erledigen - und die Tabellen zur Veröffentlichung auf eine bekannte Schachplattform in Österreich hochzuladen (Natürlich gibt es dort dann auch keine wichtigen gemeinsamen Informationen wie Rangliste, Ligastatistiken oder Übersichten der Ersatzgestellung einzelner Spieler). Die Beschaffung der hierzu notwendigen Informationen und der zu verwendenden Software dürfen die Verbände und Bezirke natürlich selbst durchführen und finanzieren...
Da die Funktionäre offenbar auch nicht mehr wissen, welchen unerträglichen Mehraufwand dieses für alle Spielleiter und Mannschaftsführer bedeutet, kann man das ja einfach mal als "Lösung" vorgeben. Entgegen mancher ausgesprochener Behauptung hat der Deutsche Schachbund (DSB) übrigens keinen Landesverband aufgefordert, sich an der geplanten Kooperation mit der Firma zu beteiligen, die für die zukünftige Mitgliederverwaltung des DSB beauftragt wurde, im Gegenteil wurde die Beauftragung aller notwendigen Programme den Verbänden explizit freigestellt (natürlich, da der DSB ja nicht in den Haushalt seiner untergeordneten Verbände eingreifen darf).
Natürlich bedeutet die Verwendung von kostenfreier Software nicht, dass das ganze kostenlos ist. Der Betrieb dieses Servers kostet uns etwas über 50 Euro pro Monat. Außerdem benötigt man mindestens zwei versierte Personen, die bereit sind den Server zu betreuen. Auch mit der Thematik Datensicherung muss man sich professionell auseinandersetzen. Da wir aber davon ausgehen können, dass sich in einem Schachverband oder Landesverband diese Personen finden dürften ist mir unklar, warum diese Option nicht betrachtet wurde. Das Portal verursacht vermutlich jährliche Kosten von maximal 1000 Euro, eine m.E. vernünftige Alternative zu den Plänen unserer Funktionäre. Wenn man nun sicherstellen möchte, dass es einen Support dafür gibt: Ich bin mir sicher, dass es genug Schach spielende Informatiker mit entsprechenden Skills gibt, die bereit wären, ehrenamtlich oder gegen eine symbolische Aufwandsentschädigung (wie sie ja auch an Schiedsrichter gezahlt wird) zu unterstützen.
Mit schachlichen Grüßen
Fred Baumgarten